17.11.2023, 17:34
Nach Champions-League Sieg gegen Kiel
Niklas Landin bleibt beim THW Kiel unvergessen - auch nach gestern Abend. Beim 27:18-Kantersieg des Aalborg Håndbold war Niklas Landin mit seinen Paraden einmal mehr der überragende Mann auf dem Platz.
Der derzeit wohl beste Torhüter der Welt war im Sommer aus Kiel zurück in die dänische Heimat gewechselt und hütet seitdem das Tor von Aalborg Håndbold. In der Machineseeker EHF Champions League kehrte er am gestrigen Abend erstmals wieder zurück in die Wunderino Arena ("Eine wunderschöne Arena. Ich liebe es immer noch, hier zu spielen. Gott sei Dank haben die Zuschauer mich auch mit Applaus empfangen, als ich auf das Spielfeld kam.") - und stürzte seinen alten Klub dabei in einen sportlichen Abgrund.
Irgendwie schien vor Anpfiff zunächst alles so wie immer. Und so vertraut, dass Niklas Landin beim Aufwärmen fast auf die für ihn nun falsche Seite gelaufen wäre... Da musste der Däne selbst grinsen und ein wenig mit dem Kopf schütteln. Anschließend aber knüpfte der amtierende Welthandballer tatsächlich nahtlos an seine famosen Leistungen aus alten Kieler Zeiten an.
Denn fast schien es so, als ob seine ehemaligen Mitspieler nicht nur einen riesigen Respekt vor ihm hatten, sondern auch eine gehörige Portion Angst. Als wüsste Landin genau, was in den Köpfen seiner alten Weggefährten aus acht Jahren in Kiel vorgehen würde, stand er beinahe immer goldrichtig, parierte gar die ersten drei Siebenmeter in Serie. Lediglich sechs Tore zur Halbzeit - ein historischer Negativrekord in der langen Europapokal-Historie des THW Kiel.
Er habe ein bisschen ein schlechtes Gewissen gehabt, gestand Niklas Landin nach dem Abpfiff gegenüber handball-world. "Es ist nicht leicht, so etwas zu Hause einstecken zu müssen", sagte er und war in Gedanken den Kielern noch immer sehr nah. "Ich fühle mit Jungs auf der anderen Seite mit."
Natürlich ist auch an ihm die sportliche Talfahrt seines Ex-Klubs nicht spurlos vorübergegangen. "Wenn es nicht so richtig läuft, dann gerät man schnell in diese Abwärtsspirale. Dass man einfach nicht mehr zu 100 Prozent an jeden Sieg glaubt. Aber ich bin mir ganz sicher, dass die Jungs da wieder rauskommen und zurück in die Erfolgsspur finden werden", so Niklas Landin.
Ob sein Abgang im Sommer einer der Gründe für die momentane Kieler Instabilität sei? "Keine Ahnung. Das weiß ich wirklich nicht", rätselte Landin auf Nachfrage von handball-world. Neben dem dreimaligen Weltmeister hatten auch Miha Zarabec (zu Orlen Wisla Plock/POL) und Sander Sagosen (zu Kolstad Håndball/NOR) den THW im Juni verlassen.
"Auch Miha war natürlich ein Spieler, der lange für Kiel gespielt hat. Und obwohl Sander nur drei Jahre beim THW und zwischendurch sogar lange verletzt war, war er in entscheidenden Momenten trotzdem ein Schlüsselspieler, hat immer die Verantwortung übernommen", führt Niklas Landin aus.
Doch der Torhüter fügt an: "Aber so, wie ich die aktuelle Mannschaft sehe, hat sie noch immer genug Klasse, um ganz oben mitzuspielen." Aber die Frage, warum die Zebras momentan dennoch durch ein solches Wellenbad der Gefühle laufen, ließ auch Niklas Landin an diesem für ihn eigentlich erfreulichen Abend ratlos zurück.
Sascha Klahn